Albertinen Krankenhaus
Klinik für Gynäkologie und GeburtshilfeSüntelstraße 11a
22457 Hamburg Schnelsen
Die acht bis zwölf Zentimeter lange Scheide (Vagina) verbindet den Muttermund der Gebärmutter mit der Vulva, die mit dem Scheideneingang, den Schamlippen und der Klitoris das äußere primäre Geschlechtsorgan bildet. Sie ist der Weg, durch den die Menstruationsflüssigkeit den Körper verlässt und aus dem die Babys den Körper verlassen. Deshalb wird sie auch als Geburtskanal bezeichnet. Die sehr dehnbare Vagina besteht aus verschiedenen, zum Teil willkürlich steuerbaren Muskeln und Bindegewebe. Im Ruhezustand bildet sie einen H-förmigen Spalt, der zum Beispiel beim Geschlechtsverkehr oder auch einer Geburt eine einfache Entfaltung ermöglicht. Als zusätzliche Dehnungsreserve dienen Querfalten (Runzeln) an der vorderen und hinteren Scheidenwand. Die Scheidenwand ist mit einer Wandstärke von etwa drei Millimetern recht dünn und an der Innenseite mit dem Vaginalepithel, ausgekleidet. Dieses mehrschichtige, unverhornte Plattenepithel verändert sich unter dem zyklusbedingten Einfluss der weiblichen Sexualhormone ständig. Unter dem Plattenepithel liegt eine sehr elastische, von Venen durchzogene Bindegewebsschicht (Lamina propria).
Das Vaginalkarzinom ist eine relativ seltene Krebserkrankung der Scheide. Es macht ein bis zwei Prozent aller bösartigen Tumore der weiblichen Geschlechtsorgane aus. Neun von zehn Vaginalkarzinomen entwickeln sich – meist im Alter zwischen sechzig und achtzig Jahren – aus Veränderungen der obersten Schleimhautschicht, dem Plattenepithel. Sie werden deshalb auch als Plattenepithelkarzinome bezeichnet. Sie treten in der Scheide fast immer im Zusammenhang mit dem Humanen Papillomavirus (HPV) auf, der auch bei der Entwicklung des Gebärmutterhalskrebses (Cervix-Karzinom) eine wichtige Rolle spielt. Neben vielen harmlosen und nur gutartigen Warzen (Papillomen) verursachenden Virusstämmen gibt es gefährlichere HPV-Stämme, die Schleimhautzellen so verändern, dass sie sich zu Krebszellen entwickeln. Weitere bekannte Risikofaktoren sind vor allem Rauchen und Immundefekte.
Sehr viel seltener und vor allem bei jüngeren Frauen zwischen zwölf und dreißig Jahren wächst in der Scheide ein Adenokarzinom, das vom Drüsengewebe ausgeht, Auch der schwarze Hautkrebs (malignes Melanom) und die von der Muskulatur ausgehenden Rhabdomyosarkome bei Kindern können in der Scheide wachsen.
Neben dem primären Scheidenkrebs gibt es sogenannte sekundäre Vaginalkarzinome, die meist von benachbarten Organen wie Gebärmutterhals, Gebärmutter oder Harnblase in die Scheide einwachsen. Seltener sind Scheidenmetastasen weiter entfernt liegender Tumoren wie zum Beispiel Brustkrebs.
Ein Scheidenkrebs kann übrigens auch bei Frauen entstehen, die keine Gebärmutter mehr haben – deshalb sollten auch sie die Vorsorgeuntersuchung nicht vernachlässigen!