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Tumortherapie – nicht ohne Daten zur Wirksamkeit

Hinter einer guten Tumortherapie steht heutzutage nicht mehr der viel zitierte "Halbgott in Weiß", der irgendwie aus sich heraus weiß, wo es langgeht.

Vielmehr verlangen wir fundierte und überprüfte naturwissenschaftliche Erkenntnisse: Der Nutzen von Therapien sollte objektiv nachgewiesen sein, wo es irgend geht – und zwar um so mehr, je riskanter oder nebenwirkungsreicher die geplanten Maßnahmen sind.

Mehr als in den meisten anderen Feldern der Medizin werden in der Tumortherapie Studien gemacht. Es gehört zum Selbstverständnis, gutem Ton und inzwischen auch den zwingenden Voraussetzungen für eine Zertifizierung von Brust- und Darmzentren, dass ein Teil der Patientinnen und Patienten "im Rahmen von Studien" behandelt wird, dass also Therapie auch Forschung ist.

Studienteilnahme – ein Qualitätsmerkmal

Um Missverständnissen vorzubeugen: Forschung heißt nicht seelenlose Medizin und sie bewirkt auch nicht, dass Behandlungen über die Köpfe der Betroffenen hinweg vorgenommen werden.

Und ganz sicher suchen wir die Projekte so aus, dass Menschen nicht zu "Versuchskaninchen" werden. Eher ist das Gegenteil der Fall: Nach wie vor ist die Betreuung von "Studienpatientinnen und -patienten" im Schnitt intensiver und genauer. Nicht umsonst sind es die Selbsthilfeverbände Betroffener, die sich sehr dafür eingesetzt haben, dass Zentren der Krebstherapie Studien anbieten. Sie wissen nämlich ganz genau, dass die Arbeitsweise auf Abteilungen, die dies tun, abfärbt. Dass Dokumentation, Vollständigkeit, Sicherheit, Anspruch an Aktualität und das damit meist doch verbundene Hinterfragen des eigenen Handelns Haltungen sind, die letztlich alle der Qualität gut tun.

Phase III – ein wichtiger Studientyp

Ohne an dieser Stelle zu sehr ins Detail zu gehen: Auch in der Tumortherapie gibt es für ein Problem meistens mehrere Lösungen.

Meistens wissen wir von jeder in etwa, was sie leistet. Weil diese aber meistens nicht 100% sind, aber bei Krebs jedes Prozent des Scheiterns eins zu viel ist, möchten wir wissen, ob eine die beste ist. Hier kommt eine Art von Studien (so genannte Phase-III) ins Spiel, die das an einer so großen Zahl Betroffener prüfen, dass die Statistik aussagekräftig wird. Im Prinzip wird zufallsgesteuert der eine Teil nach einem Plan, der andere nach dem Vergleichsplan behandelt, sehr genau dokumentiert, nachverfolgt und ausgewertet. Zum Tumorzentrum gehört entsprechende Logistik: Study Nurse und Dokumentationskräfte kümmern sich speziell um Patientinnen und Patienten in Studien und bereiten die Auswertungen vor.

In solchen Testreihen, die meist klinikübergreifend und häufig auch länderübergreifend sind, werden neue Verfahren bewertet. Das kann bedeuten, herauszufinden, ob veränderte Dosierungen eine höhere Wirksamkeit haben, ob andere Medikamentenkombinationen besser als die bisher gewählten sind, oder ob bekannte Medikamente auch gegen mit ihnen sonst nicht behandelte Tumore etwas bringen. Oder ob neue Medikamente besser sind als alte.

Ohne solche Untersuchungen wäre der so genannte Hodgkin'sche Lymphdrüsenkrebs nicht heilbar geworden, man hätte nicht das Potential moderner Chemo-Immuntherapien klären können und wir wüssten nichts über immer individualisiertere Medikamente. Wir ermutigen daher unsere Patientinnen und Patienten, sich im Rahmen von Studien – und gerade Phase-III-Studien – behandeln zu lassen. Details lesen Sie auf den Seiten unseres Brustzentrums und Darmzentrums.

Was im Albertinen Tumorzentrum nicht gemacht wird, sind Phase-I-Studien, in denen völlig neue Krebsmittel an Schwerstkranken getestet werden. Ohne Testung neuer Medikamente würden wir keine haben, und diese Medikamente im Test sind gerade auch eine Chance für die Phase-I-Patientinnen und -patienten, aber wir sehen solche Testreihen besonders gut im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf aufgehoben.