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Die Therapie von Krebserkrankungen hat sich ganz generell in den letzten Jahren deutlich gewandelt. War der Betroffene früher verloren, wenn die Operation eines Tumors aufgrund des fortgeschrittenen Tumorstadiums nicht mehr möglich war, so können heute viele Patienten durch moderne zusätzliche Therapien erfolgreich behandelt werden. Man spricht von einem multimodalen Therapieansatz, das heißt, dass der Tumor mit mehreren verschiedenen Verfahren (in unterschiedlicher Zusammensetzung: Chirurgie, Chemotherapie, Strahlentherapie, örtlich wirkende thermische Verfahren...) behandelt wird, die aufeinander abgestimmt werden.

Konkret gehen wir bei Lebermetastasen im ersten Schritt immer so vor, dass wir uns fragen, ob sie tatsächlich das Hauptproblem darstellen. Dahinter verbirgt sich die Erkenntnis, dass sie leider nicht selten eine „Spitze des Eisbergs“ sind. Häufiger geht es also nicht um die einzelne Metastase in der Leber, sondern um parallel aktive Metastasen in verschiedenen Organen. Würden wir unsere Aufmerksamkeit nur auf die Leber richten, wäre das sicher nachteilig: Beispielsweise nützt es dem Patienten überhaupt nicht, an der Leber operiert zu werden, wenn zeitgleich Knochen durch andere Metastasen zerstört werden.

Für die Behandlung von Lebermetastasen ist ein Aspekt von besonderer Bedeutung: Die verschiedenen Krebserkrankungen verhalten sich in Hinblick auf die Ausbildung von Metastasen in der Leber unterschiedlich. Manche Tumore metastasieren schnell und aggressiv in die Leber (z.B. unterer Speiseröhrenkrebs) andere wiederum metastasieren vergleichsweise weniger aggressiv (z.B. Dickdarmkrebs).

Bei jedem Therapieschritt von Krebserkrankungen muss sichergestellt sein, dass der Betroffene von einer Maßnahme tatsächlich profitiert. Liegt eine Lebermetastasierung eines aggressiveren Tumors vor, ist das Risiko für den Betroffenen hoch, dass nach Entfernung der Metastasen schnell wieder neue Metastasen in der Leber entstehen. Meist wird dann überhaupt keine Verbesserung der Überlebenschancen erreicht. Wir sehen es als unsere Pflicht an, in solchen Fällen von einem Eingriff abzuraten. Vielmehr würde man zu überlegen haben, ob nicht die Anwendung von Medikamenten viel sinnvoller ist. Wir besprechen deswegen das Vorgehen in unserer Tumorkonferenz.
Die folgende Tabelle zeigt, bei welchen Krebserkrankungen eine relativ gute Prognose bezüglich des erneuten Auftretens von Metastasen nach chirurgischer Entfernung besteht, also eine chirurgische Entfernung überlegt werden kann, und bei welchen Krebserkrankungen die Prognose eher schlechter ist und von daher eine Operation eher nicht in Frage kommt.

Gute Prognose nach Entfernung von Lebermetastasen:

Mäßige Prognose nach Entfernung von Lebermetastasen:

Eher schlechte Prognose nach Entfernung von Lebermetastasen: