Zum Seiteninhalt springen

Autonomien oder heiße Knoten

Die in einer Schilddrüse häufig vorhandenen Knoten können sich im Verlauf der Jahre zu „heißen Knoten“ oder „Autonomien“ entwickeln. Dies bedeutet, dass diese Knoten in der Schilddrüse mehr Hormone produzieren als das darum liegende Schilddrüsengewebe. Die Produktion und die Menge der Hormone, die in die Blutbahn abgegeben werden verselbständigen sich und können vom Körper mit seinen Kontrollmechanismen nicht mehr beeinflusst werden.

Autoimmunerkrankungen

Es gibt Erkrankungen unseres Abwehrsystems, bei denen die Schilddrüse als „Fremdkörper“ angesehen wird. Hierbei bildet unser Immunsystem Antikörper, die die Schilddrüse angreifen und sie zu einer vermehrten Hormonproduktion anregen.

Vermehrte Einnahme von Jod oder Schilddrüsenhormonen

Die Schilddrüse braucht täglich ca. 200µg Jod, um in ausreichender Menge Schilddrüsenhormone zu produzieren. Wenn man seinem Körper jedoch eine sehr hohe Dosis an Jod zuführt, kann dies dazu führen, dass die Schilddrüse auch große Mengen an Schilddrüsenhormonen  produziert. Hierbei muss man unterscheiden zwischen  Nahrungsmitteln, die jodhaltig sind und die der Köper braucht um eine normale Hormonproduktion zu gewährleisten (Fisch, jodiertes Speisesalz) und anderen Substanzen (einige Medikamente oder Kontrastmittel), die eine hundertfache Menge an Jod enthalten.
Ferner müssen viele Menschen Schilddrüsenhormone (L-Thyroxin) einnehmen. Wenn über einen längeren Zeitraum eine zu hohe Dosis eingenommen wird, kommt es auch hier zu einer künstlich, durch die Tabletten verursachte Überfunktion, die durch Reduktion der Dosis rasch behoben werden kann.

Entzündungen der Schilddrüse

Entzündungen der Schilddrüse können auch kurzfristig zu einer gesteigerten Hormonproduktion führen. Diese ist jedoch zeitlich begrenzt und verschwindet in der Regel, sobald die Entzündung abgeklungen ist.

Symptome bei Schilddrüsenüberfunktion

Es gibt viele Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion, die bei jedem Patienten in unterschiedlichem Ausmaß vorhanden sind. Die Problematik in der Erkennung einer Überfunktion ist, dass die Symptome am Anfang nur schwer von einer „stressigen Lebensphase“ zu unterscheiden sind wie z.B.

  • vermehrtes Schwitzen und Hitzeempfindlichkeit
  • Herzklopfen
  • Gewichtsverlust und Heißhunger
  • Zittern
  • innere Unruhe
  • Schlafstörungen und vermehrte Müdigkeit

Diagnostik

Eine Hyperthyreose kann durch eine Blutentnahme mit Bestimmung der im Blut vorhandenen Mengen an Schilddrüsenhormonen erkannt werden. Um jedoch die Ursache der Überfunktion zu erkennen sind häufig weitere Untersuchungen notwendig. So können die o.g. Autoimmunerkrankungen durch eine Bestimmung der Antikörper, die im Blut diagnostiziert werden. Durch eine Ultraschall-Untersuchung der Schilddrüse lassen sich zuverlässig Schilddrüsenknoten erkennen, wohingegen eine Szintigraphie über die Funktionalität Auskunft geben und zwischen "heißen" und "kalten" Knoten unterscheiden kann.

Therapie

Da eine anhaltende Schilddrüsenüberfunktion den Körper schädigt, ist es wichtig, dass sie engmaschig beobachtet und behandelt wird. Auch wenn die Symptome nicht sehr ausgeprägt sind, kann es über einen längeren Zeitraum zu einer Schädigung des Herzens, Osteoporose oder eine Schwäche unserer Abwehrkräfte mit Infektanfälligkeit kommen.

Nach Feststellung einer Überfunktion sollte als erste Maßnahme die Einnahme von Jod komplett vermieden werden, um der Schilddrüse nicht die Substanz zu liefern die sie braucht, um noch mehr Hormone zu produzieren. Jodhaltige Nahrungsmittel wie jodiertes Speisesalz und Meeresfisch sollten vermieden werden. Auch bei medizinischen Untersuchungen muss der Einsatz von jodhaltigem Kontrastmittel kritisch abgewogen werden.
Es stehen prinzipiell drei Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:

Medikamente: 
Es gibt Medikamente, die die Hormonproduktion in der Schilddrüse bremsen können. Wichtig ist jedoch hierbei, dass diese Medikamente seltene aber schwerwiegende Nebenwirkungen haben können und engmaschig kontrolliert werden müssen. Sie sind nicht für eine Dauertherapie über viele Jahre geeignet und sollten nur vorübergehend eingesetzt werden, bis eine andere Therapie eingeleitet wird.

Radiojodtherapie: 
Diese ist eine Form der inneren Bestrahlung, bei der Schilddrüsengewebe bestrahlt  und die Hormonproduktion somit maximal gedrosselt wird. Hierbei erfolgt die Gabe von radioaktivem Jod in Tablettenform. Da im menschlichen Körper ausschließlich Schilddrüsenzellen Jod aufnehmen können, werden auch nur diese Zellen gezielt von der Radiojodtherapie  erfasst. Dies führt zu einer sehr guten Verträglichkeit der Therapie mit sehr geringen Nebenwirkungen. Zu berücksichtigen ist, dass die Wirkung erst sechs Wochen nach der Radiojodtherapie komplett eintritt. Eine Radiojodtherapie muss stationär durchgeführt werden, wobei sich die Dauer der Therapie inach der Größe der Schilddrüse richtet und zwischen drei und vierzehn Tagen variiert.

Operation:
Bei einer Schilddrüsenoperation wird ein 4-5cm langer, querverlaufender Hautschnitt am oberen Rand der „Kuhle“ am Hals, medizinisch "Jugulum" genannt, durchgeführt. Bei der Operation wird dann, wie bereits vor der Operation  festgelegt und besprochen, die Schilddrüse teilweise oder komplett entfernt. Bei einer Operation hat die Schonung des Stimmbandnerven und der Nebenschilddrüsen oberste Priorität. Nach Entfernung der Schilddrüse wird die Haut mit einem sich selbst auflösenden Faden vernäht. Der stationäre Aufenthalt beträgt in der Regel zwei Nächte.

Welche Therapieform für Sie am geeignesten ist, ist von mehreren Faktoren abhängig. Nur in einem Gespräch mit einem Chirurgen oder Nuklearmediziner kann individuell entschieden werden, welche Therapie zu empfehlen ist.

Nach der Therapie

Nach beiden Formen der Therapie, Operation oder Radiojodtherapie, müssen die Schilddrüsenhormone durch Tabletten ersetzt werden. Für viele Patienten ist es im ersten Augenblick nicht verständlich, warum man dann nicht gleich bei den „schilddrüsenbremsenden“ Medikamenten bleibt, ohne dass eine Radiojodtherapie oder Operation durchgeführt wird. Schilddrüsenbremsende Medikamente können die Produktion der Schilddrüse nicht immer komplett drosseln und sind aufgrund Ihrer möglichen Nebenwirkungen nicht für einen Dauereinsatz über zwei Jahre zugelassen. Nach der Therapie müssen zwar auch täglich Tabletten eingenommen werden, allerdings handelt es sich hierbei für den Körper um eine „Ersatztherapie“. Eine Substanz die der Körper selbst produziert hat, wird durch die tägliche Einnahme einer Tablette ersetzt. Da diese Substanz dem Körper bekannt ist, sind bis auf Einzelfälle, kaum Nebenwirkungen zu erwarten.

Zu Erkrankungen