Was ist GIST?
GIST ist die medizinische Abkürzung für einen sogenannten GastroIntestinalen StromaTumor, einer besonderen Krebserkrankung des Magen-Darm-Traktes. Der Begriff gastrointestinal ist die medizinische Bezeichnung für Magen und Darm. Als Stromatumor wird eine Vermehrung besonderer Zellen im Bindegewebe des Magen-Darm-Trakts bezeichnet.
Krebs ist im Allgemeinen eine genetische Veränderung einzelner Zellen. Die meisten Zellen des menschlichen Körpers besitzen die Fähigkeit zu wachsen. Das Zellwachstum wird von der Zelle selbst kontrolliert. Hierfür gibt es in der Zelle entsprechende Kontrollgene. Gene, die Zellwachstum beschleunigen werden als Onkogene und Gene, die Zellwachstum hemmen werden als sog. Tumorsuppressor-Gene bezeichnet. Beide Gene stehen im Gleichgewicht. Durch genetische Veränderungen einzelner Zellen wird dieses Gleichgewicht gestört und es kommt zu unkontrolliertem Zellwachstum (Krebs). Man kann vereinfacht die Krebsentstehung mit einem defekten Auto vergleichen: Wird das Gaspedal zu fest gedrückt (Veränderung eines Onkogens) oder versagen die Bremsen (Veränderung eines Tumorsuppressor-Gens) gerät der Wagen (die Zelle) außer Kontrolle (Krebserkrankung).

Der Begriff Tumor kommt aus dem lateinischen und beschreibt eine Geschwulst oder eine Gewebsvermehrung ohne eine Aussage über gutartig oder bösartig (Krebs) zu treffen. Bei einer Krebserkrankung ist die Besonderheit des Tumors, dass er nicht nur wächst und das umgebene Gewebe verdrängt, sondern auch in das umgebene Gewebe fest einwächst (med. Infiltration). Dies führt bei ungehemmtem Wachstum des Krebstumors letztendlich zur Zerstörung des betroffenen Organs. Eine weitere Eigenschaft einer Krebserkrankung ist die Fähigkeit, Tochtergeschwulste (med. Metastasen) zu bilden. Metastasen bilden sich entweder an einer anderen Stelle des betroffenen Organs, in angrenzenden Lymphknoten oder an anderen Stellen des Körpers. Letztere werden als Fernmetastasen bezeichnet.
Krebs ist nicht gleich Krebs. Mittlerweile sind über 200 verschiedene Krebsarten bekannt. Die genauere Krebsart definiert sich über die Ursprungszelle, aus der der Krebs entsteht, also Leberkrebs entsteht aus veränderten Leberzellen, Darmkrebs aus veränderten Zellen des Dickdarms oder Magenkrebs aus veränderten Zellen des Magens. Bei der „klassischen“ Krebserkrankung des Magen- und Darmtraktes entarten die kleinen Drüsenzellen der Schleimhaut des betroffenen Organs, d.h. die Zellen, die den Magen und den Darm von innen auskleiden. Medizinisch spricht man von einem Karzinom. Aber natürlich bestehen die inneren Organe nicht nur aus Schleimhaut, sondern auch aus vielen anderen Zellen und einige dieser Zellen können ebenfalls zur Krebs entarten. Bei der Krebserkrankung GIST entsteht der Krebs aus den sog. genannten Cajal-Zellen. Die Cajal-Zellen sind Schrittmacherzellen der Speiseröhre und des Magen-Darm-Traktes. Ihre Funktion besteht darin, dass sie einen Impuls über die Nervenzellen an die Darmmuskulatur abgeben, wodurch die Darmbewegungen ausgelöst werden.
Da diese Schrittmacherzellen im gesamten Magen-Darm-Trakt vorkommen, kann theoretisch ein GIST auch im gesamten Magen-Darm-Trakt entstehen. Allerdings in unterschiedlicher Häufigkeit. Die meisten GIST-Erkrankungen entstehen im Magen und zwar in etwa 50% der Fälle. Weniger häufig kommen sie im Dünndarm (25%) und im Dickdarm (10%) vor. 15% der GIST kommen in den übrigen Teilen des Magen-Darm-Traktes vor. Eine Sonderform stellt der so genannte eGIST dar. Das "e" steht für extragastrointestinal. Dies bedeutet, dass ein GIST in der Bauchhöhle vorhanden ist, der aber keinem bestimmten Organ zugeordnet werden kann.
Ein GIST ist eine eher seltene Krebserkrankung. In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 1000 bis 1500 Menschen an einem GIST. Damit ist der Krebs etwa 100-mal seltener als z.B. Brust- oder Prostatakrebs.
Risikofaktoren für einen GIST, wie z.B. der Tabak-Konsum für Lungenkrebs, sind nicht bekannt. Auch ist keine erbliche Komponente bei der Entstehung eines GISTs bekannt, obwohl der GIST auch familiär gehäuft vorkommen kann. Vorsorgeuntersuchungen, die den GIST in einem frühen Tumorstadium entdecken sollen, sind zurzeit nicht etabliert. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 58 Jahren.