Albertinen Krankenhaus
Klinik für Orthopädie & UnfallchirurgieSüntelstraße 11a
22457 Hamburg Schnelsen
Das berufsgenossenschaftliche Heilverfahren koordiniert die Behandlung gesetzlich unfallversicherter Patienten im Falle von Arbeits- bzw. Wegeunfällen oder auch Berufserkrankungen. Jeder gesetzlich unfallversicherte Patient, der einen Unfall in Zusammenhang mit seiner versicherten Tätigkeit erleidet, muss einen speziell ausgebildeten Arzt, einen sogenannten Durchgangsarzt (D-Arzt) aufsuchen. Diese D-Ärzte übernehmen die Behandlung und koordinieren gemeinsam mit der Verwaltung der Berufsgenossenschaft (BG) und Unfallkasse (UK) den Genesungsprozess (Heilverfahren).
Ziel ist die Wiederherstellung der korrekten anatomischen Stellung, der Funktion und die Schmerzfreiheit. So können Röhrenknochen, Brüche mit einem intramedullären Kraftträger (Nagel) und Gelenkbrüche mit winkelstabilen Platten operativ versorgt werden. Hüftgelenksnahe Brüche (Schenkelhalsbruch) können bei jungen Patienten gelenkerhaltend mit Schrauben und Nägeln versorgt werden oder durch eine Endoprothese (künstliches Hüftgelenk). Junge Menschen erleiden beim Hochrasanztrauma (Verkehrsunfall, Sturz aus großer Höhe) häufig Schienbeinbrüche, Wirbel- oder Beckenbrüche, wobei im Alter schon Bagatellstürze zu schweren Verletzungen führen können. Oberarmkopfbrüche (subkapitale Humerusfraktur) versorgen wir bei den meisten Patienten über kleine Hautschnitte mit einem Marknagel oder durch winkelstabile Platten. Kann der Oberarmkopf nicht mehr rekonstruiert werden, weil er aus zu vielen Fragmenten besteht und dadurch die Durchblutung des Kopfes gestört ist, muss ein künstliches Gelenk (Endoprothese) implantiert werden. Dieses ist bei älteren Patienten häufig der Fall. Eine Ruhigstellung ist in Abhängigkeit der Frakturversorgung und der Qualität des Knochens zum Teil nötig. Wir streben eine möglichst frühe Mobilisierung durch Krankengymnastik und aktive Bewegung im Schultergelenk an.
Die Speichenfraktur ist die häufigste Verletzung des Menschen. Bei Sturz auf die ausgestreckte Hand kann es zu Verletzungen unterschiedlicher Schweregrade von einer einfachen Verrenkung bis zu Mehrfragmentbrüchen mit Gelenkbeteiligung kommen. Die Art der Verletzung zieht entweder eine konservative Behandlung mit Gipsschiene nach sich oder die osteosynthetische Versorgung mit Spezialplatten und Schrauben zur Wiederherstellung des Handgelenkes, wobei die korrekte anatomische Rekonstruktion des Handgelenkes erste Priorität hat, um eine Funktionseinschränkung zu vermeiden.
Verletzungen des Beckens treten häufig nach einem Hochrasanztrauma oder bei älteren Patienten auch schon nach Bagatellverletzungen auf. Beckenringfrakturen oder Hüftpfannenbrüche (Acetabulumfrakturen) können eine Instabilität und starke Schmerzen auslösen. Eine Stufe im Gelenk kann zu einer Arthrose des Hüftgelenkes führen. Aus diesem Grund wird die Frakturmorphologie durch ein CT mit 3D-Rekonstruktion genau analysiert. Abhängig vom Alter und Allgemeinzustand des Patienten, von der Frakturmorphologie sowie von der Knochenqualität (Osteoporose) ist ein operatives gegen ein konservatives Verfahren abzuwägen. Die Nachbehandlung dauert ca. sechs Monate. In diesem Zeitraum sind Sie auf Unterarmgehstützen angewiesen.
Verletzungen der Wirbelsäule entstehen durch Hochrasanztraumen, z. B. durch Sturz aus großer Höhe, beim älteren Menschen bereits durch Bagatellunfälle. Beim älteren Menschen mit osteoporotischer Knochensubstanz können Wirbelbrüche auch ohne Sturzereignis entstehen. Ist eine konservative Behandlung mit Physiotherapie und Schmerztherapie nicht möglich, stellt eine Kyphoplastie eine gute operative Option dar. Bei der Kyphoplastie wird die Fraktur aufgerichtet und ein spezieller Zement zur Stabilisierung des Wirbelkörpers eingebracht. Die Mobilisierung unter Vollbelastung ist sofort möglich. Eine Schmerzlinderung tritt sofort ein.
Durch die Altersentwicklung sind Endoprothesen gerade beim älteren Patienten häufig erforderlich. Bei Sturzereignissen kann es um die Prothese herum zu Brüchen kommen (periprothetische Fraktur). Dies macht häufig eine erneute Operation notwendig. Hierzu muss der Knochenbruch entweder mittels Platten stabilisiert oder die Prothese gewechselt werden.
Die hüftgelenksnahe Femurfraktur ist die häufigste Fraktur des alten Menschen und kann schon bei Bagatellstürzen auftreten. In der Regel ist eine zeitnahe operative Versorgung die erste Wahl. Bei Oberschenkelbrüchen wird der Bruch reponiert und mit einem intramedullären System (Nagel) stabilisiert. Die Schenkelhalsbrüche werden beim jungen Menschen kopferhaltend durch Schrauben operativ stabilisiert. Wenn die Kopfdurchblutung beeinträchtigt ist, muss ein vollständiges künstliches Gelenk implantiert werden (zementfrei oder zementiert) oder ggf. eine Hemiendoprothese (Duokopfprothese) eingesetzt werden. Nach einer endoprothetischen Versorgung ist eine sofortige Vollbelastung unter physiotherapeutischer Anleitung möglich.
Der Schenkelhalsbruch (mediale Schenkelhalsfraktur) ist eine häufige Verletzung des älteren Patienten. Nach dem Schenkelhalsbruch ist die Hüftkopf-Durchblutung meist nicht mehr intakt, so dass ein endoprothetischer Ersatz erfolgen muss. Dabei wird entweder das gesamte Hüftgelenk mit Hüftkopf und Pfanne (Hüft-Totalendoprothese) oder nur der Hüftkopf (Duokopfprothese) ersetzt. Das künstliche Gelenk wird zementfrei, teil- oder vollzementiert implantiert. Nach der Operation darf der Patient schon am OP-Tag voll belasten. Eine gelenkerhaltende Operation ist das Ziel beim jungen Verletzten. Hierzu wird der Schenkelhals verschraubt. Danach ist zunächst eine reduzierte Belastung des Hüftgelenkes notwendig. Beim fortgeschrittenen Hüftgelenksverschleiß (Coxarthrose), sei es degenerativ oder traumatisch bedingt, ist ein Ersatz des Hüftgelenkes ebenfalls notwendig. Im Anschluss an die Operation ist eine Reha-Maßnahme sinnvoll.
Bei der Verschleißerkrankung des Kniegelenks (Gonarthrose) kann eine Knie- Endoprothese indiziert sein. Dazu wird ein Navigationsgerät eingesetzt, mit dem äußerst präzise die Prothese implantiert wird. Im Regelfall werden nur die gelenkbildenden Oberflächen ersetzt (bicondylärer Oberflächenersatz). Bei fortgeschrittenen Instabilitäten, starken X- oder O-Bein-Fehlstellungen, kann eine achsgekoppelte Knieprothese notwendig werden. Bei dieser werden die gelenkbildenden Oberflächen ebenfalls ersetzt, jedoch haben die beiden Gelenkpartner Stiele und sind über ein Drehscharnier miteinander verbunden. Im Anschluss an diese Operationen ist eine Reha-Maßnahme sinnvoll. Die Nachbehandlungsdauer beträgt ca. drei bis sechs Monate, in dieser Zeit sind Sie auf Unterarmgehstützen angewiesen.
Meniskusschäden gehören zu den häufigsten Kniebinnenverletzungen im Sport. Eine schnelle Drehung des Kniegelenkes bei Beugung kann zur Ruptur führen. Der Meniskus ist wie eine bewegliche Unterlegscheibe zur Druckverteilung wichtig. Bei Rissen kann es zu Blockierungen und Schmerzen im Gelenkinnenraum kommen. Innenmeniskusverletzungen sind häufiger als Außenmeniskusverletzungen. Ein Korbhenkelriss verläuft parallel zu der Hauptrichtung der Fasern und kann in das Gelenk einschlagen und zu Streckhemmungen führen. Zur Diagnostik von Meniskusverletzungen ist das MRT die Standardmethode. Akute Meniskusrisse werden zeitnah im Rahmen einer Gelenkspiegelung beim jungen Patienten bzw. Sportler operativ mit einer Meniskusnaht versorgt, ggf. ist eine Meniskus-Teilresektion notwendig.
Knorpelschäden entstehen durch Abrieb oder Fehlbelastung der Kniegelenke. Sie können Begleitverletzungen bei Kreuzband- oder Meniskusverletzungen sein. Es wird die arthroskopische Knorpelglättung durchgeführt sowie ggf. die Mikrofrakturierung (Anbohren des Knochens), wodurch Ersatzknorpelgewebe in den Defekt einwachsen kann. Bei größeren Defekten kommt eine Knochenknorpeltransplantation zur Anwendung. Die Nachbehandlung kann eine Entlastung an Unterarmgehstützen bis zu sechs Wochen nach sich ziehen.
Bei Schienbeinkopfbrüchen (Tibiakopffrakturen) dient die Knie-Arthroskopie der Kontrolle der Gelenkstellung im Rahmen der Osteosynthese.
Beim Impingement-Engpass-Syndrom handelt es sich um eine Einengung der Sehnen im Gleitraum unter dem Schulterdach durch Verschleiß der Rotatorenmanschette. Die Folge sind Schleimbeutelentzündungen und Einrisse der Rotatorenmanschette. Im weiteren Verlauf kommt es häufig zu einer Arthrose des Schultergelenks (Cuff-Arthropathie). Die Rotatorenmanschette kann degenerativ geschwächt sein oder durch Gewalteinwirkung (Trauma) reißen. Die Rekonstruktion der Rotatorenmanschette mit Ankern erfolgt arthroskopisch oder über eine Mini-Open-Arthrotomie. Gegebenenfalls ist zusätzlich eine Ausdünnung der Schulterhöhe (Acromion) notwendig, um den Gleitraum zu vergrößern (Acromioplastik). Bei Verschleiß des Schultereckgelenks (ACG-Arthrose) ist gegebenenfalls eine entsprechende Entfernung notwendig.
Beim Schulterverschleiß (Omarthrose), sei es degenerativ oder traumatisch bedingt, oder auch bei komplexen Brüchen des Oberarmkopfes kann eine Endoprothese notwendig werden, soweit eine konservative Behandlung nicht ausreicht. In diesen Fällen kommt entweder eine Oberarmkopfprothese (Hemiprothese) oder eine Total-Endoprothese zum Einsatz, bei der der Oberarmkopf und die Schulterpfanne ersetzt werden. Spezialprothesen wie die inverse Schulterendoprothese kommen bei der Omarthrose oder schweren Oberarmkopfbrüchen in Kombination mit einer Zerstörung der Rotatorenmanschette in Betracht.
Das Schultergelenk kann traumatisch oder anlagebedingt auskugeln (luxieren). Typischerweise wird der Kopf dann nach vorne unten aus der Pfanne gedrückt (95 % der Fälle). Dabei kann es zur Verletzung von Bandstrukturen, an der Gelenklippe (Labrum) oder am Knochen kommen. Die Luxation muss wieder eingerenkt werden. Danach muss die Schulter für einige Zeit ruhiggestellt werden. Bei strukturellen Verletzungen oder rezidivierenden Luxationen muss eine operative Stabilisierung z.B. arthroskopisch vorgenommen werden, wobei eine Rekonstruktion der knöchernen Strukturen, des Labrums oder ein Kapsel-Shift durchgeführt wird.
Bei Schaftbrüchen der großen Röhrenknochen bietet sich häufig eine Marknagelosteosynthese an. Dabei wird vor dem Hautschnitt der Bruch gerichtet (geschlossene Reposition) und dann operativ mit einem Nagel stabilisiert. Bei dieser Versorgung können Sie unmittelbar im Anschluss voll belasten.
Bei gelenknahen Brüchen oder Brüchen kleiner Knochen erfolgt die operative Stabilisierung häufig mittels Platten. Dabei ermöglichen moderne Plattensysteme eine hohe Stabilität (Winkelstabilität). Die korrekte anatomische Rekonstruktion der Gelenkfläche hat oberste Priorität, um eine Funktionseinschränkung zu vermeiden. Diese Versorgung ist übungsstabil, d. h. eine weitere Ruhigstellung ist in der Regel nicht notwendig. Eine volle Belastung ist aber zunächst noch nicht möglich.