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Allgemeine Vorbemerkungen

Bei der Refluxkrankheit, nach der englischen Bezeichnung auch als GERD (GastroEsophageal Reflux Disease) abgekürzt, kommt es zu einem übermäßigen Aufstoßen von saurem Mageninhalt (Sodbrennen) in die Speiseröhre und in den Rachen. Die Refluxkrankheit ist eine der häufigsten Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes. Hiervon sind mehr oder weniger ausgeprägt bis zu 20 Prozent der Bevölkerung betroffen. Unter kurzzeitig anhaltendendem Sodbrennen haben sicherlich die meisten Menschen schon einmal gelitten. Hält das Sodbrennen aber über 2 bis 3 Wochen an, sollte dies Anlass zur weiterführenden Diagnostik geben. In der jüngeren Vergangenheit ist es zu einer Zunahme der Erkrankungshäufigkeit gekommen.

Bei der Refluxkrankheit liegt eine Störung des Verschlusssystems zwischen Magen und Speiseröhre vor. Der Magen bildet Magensäure in hoher Konzentration, um die aufgenommene Nahrung chemisch zu zerkleinern und um Krankheitserreger abzutöten. Das Verschlusssystem verhindert den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre. Die Speiseröhre ist ein Muskelschlauch von etwa 2 cm Durchmesser und einer Länge von 25 bis 30 cm und verfügt über zwei Schließmuskel (med. Ösophagussphinkter), die den Rückfluss von Speise aus dem Magen verhindern. Der obere befindet sich im hinteren Rachen. Der untere liegt unmittelbar vor dem Eintritt der Speiseröhre in den Magen auf Höhe des Zwerchfells (Grenzschicht zwischen Brustkorb und Bauchhöhle).

Wie entsteht eine Refluxerkrankung?

Bei der Refluxkrankheit liegt eine Schwäche des unteren Schließmuskels vor. Der Schließmuskel kann nicht mehr genügend Spannung aufbauen, um den Rückfluss des Mageninhaltes zu verhindern. Meist liegt zusätzlich auch eine deutliche Erweiterung der Durchtrittsstelle für die Speiseröhre im Zwerchfell vor (Zwerchfellbruch oder med. Hiatushernie), wodurch auch Anteile des Magens in den Brustkorb und in seltenen Fällen auch des Darmes in den Brustkorb hochrutschen können. Durch den Übertritt von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre kommt es zu einer Entzündung der Schleimhaut der unteren Speiseröhre (med. Refluxösophagitis). Dies verursacht Schmerzen. Besteht die Entzündung länger, kommt es zu einer dauerhaften Schädigung der Schleimhaut, welche zu Blutungen, Geschwüren, Verengungen und auch zu einer bösartigen Veränderung führen kann. Näheres zu Letztem in unserem Artikel über Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom).

Warum es zu einer Schwäche des Schließmuskels und zu einer Erweiterung des Zwerchfelldurchtritts kommt, ist im Detail nicht genau geklärt. Im Allgemeinen wird, wie beim Leistenbruch auch, von einer Bindegewebsschwäche ausgegangen. Es gibt allerdings Faktoren, die eine Refluxerkrankung dadurch begünstigen, indem sie einen erhöhten Druck auf den unteren Speiseröhrenschließmuskel ausüben. Dies sind z.B. Übergewicht, Bewegungsmangel und falsche Essgewohnheiten (hastiges Essen), hoher Alkohol- und Zigarettenkonsum, hochprozentige Spirituosen sowie fett- und zuckerreiche Nahrung.   

Welche Symptome verursacht eine Refluxerkrankung?

Das weitaus häufigste Symptom der Refluxkrankheit ist das Sodbrennen und die sog. Regurgitation, was das Aufsteigen von Magensaft oder Nahrungsbestandteilen in die Speiseröhre und in den Rachen beschreibt. Dauerndes hefiges Sodbrennen ist für den Betroffenen sehr quälend und führt zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität. Es gibt auch weitere Symptome, welche zunächst nicht auf Anhieb mit der Refluxkrankheit in Zusammenhang gebracht werden. Zu nennen sind hier Schmerzen im Oberbauch und hinter dem Brustbein, Fremdkörpergefühl, Husten, Heiserkeit bis hin zum Asthma.

Wie wird eine Refluxerkrankung diagnostiziert ?

Die Diagnosestellung erfolgt in mehreren Schritten. Zunächst kann bei dem Symptom des Sodbrennens für einige Zeit ein Medikament gegeben werden, welches die Produktion von Magensäure reduziert. Kommt es darunter zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden, ist die Diagnose einer Refluxkrankheit wahrscheinlich. Wird das Medikament nach etwa zwei bis drei Wochen wieder abgesetzt und kommt es dann wieder zu Beschwerden, ist eine weiterführende Diagnostik in Form einer Magenspiegelung (med. Gastroskopie) notwendig.

Hierbei wird unter einer leichten Rauschnarkose ein kleiner Schlauch mit einer Kamera in den Magen eingeführt. Die Kamera überträgt das Bild auf einen Monitor. Jetzt kann der Arzt die innere Schleimhaut der Speiseröhre und des Magens beurteilen und krankhafte Veränderungen, wie z.B. Zwerchfellbruch, Entzündungen, Geschwüre der Speiseröhre und des Magens oder bösartige Veränderungen erkennen. Bei der Magenspiegelung werden zusätzlich Gewebsproben der Magen- und Speiseröhrenschleimhaut zur feingeweblichen Untersuchung entnommen. Darüber hinaus kann mit einer speziellen Drucksonde während einer Magenspiegelung auch die Schließkraft des unteren Schließmuskels der Speiseröhre überprüft werden, um die Diagnose einer Refluxkrankheit definitiv zu sichern.

Eine Computertomographie (radiologische Schnittbilduntersuchung) wird dann durchgeführt, wenn sich der Verdacht auf eine Krebserkrankung des Magens oder der Speiseröhre ergibt oder wenn der Verdacht besteht, dass durch einen Zwerchfellbruch größere Anteile der Bauchorgane in den Brustraum verlagert sind.

Eine so genannte 24-Stunden-ph-Metrie, eine Untersuchung mit der der Säurefluss aus dem Magen in die Speiseröhre beurteilt werden kann, wird heute nur noch in seltenen Fällen durchgeführt, da sich die Notwendigkeit zur weiteren Therapie aus den Befunden der Magenspiegelung und vor allem aus den Beschwerden des Patienten ergibt. 

Wie wird eine Refluxerkrankung behandelt?

Eine Besserung der Symptomatik kann zunächst durch das konsequente Einstellen von Risikofaktoren erzielt werden. Zum Beispiel wirken Gewichtsreduktion, Einstellen des Rauchens sowie des Kaffee- und Alkoholkonsums, ausreichende Bewegung, Stressreduktion, ausgeglichene Ernährung und das Schlafen mit erhöhtem Oberkörper der Erkrankung entgegen.

Sind diese Maßnahmen unzureichend oder werden sie nicht konsequent umgesetzt, ist die Therapie der Refluxkrankheit durch Medikamente möglich. Wie oben erwähnt, kommen vornehmlich Mittel zum Einsatz, welche die Bildung der Magensäure unterdrücken. Diese Medikamente heißen „Protonenpumpeninhibitoren“ oder kurz PPI (z.B. Pantoprazol, Omeprazol oder Esomeprazol). Die säureunterdrückenden Medikamente sind im Allgemeinen gut verträglich und können auch längerfristig eingenommen werden, ohne dass mit größeren Nebenwirkungen zu rechnen ist.

Allerdings haben wissenschaftliche Untersuchungen aus jüngerer Zeit ergeben, dass nach jahrelanger regelmäßiger Einnahme von säureunterdrückenden Medikamenten ein leicht (!) erhöhtes Risiko für Knochenbrüche (insbesondere bei Frauen),  Durchfallerkrankungen und Lungeninfektionen besteht. Durchfallerkrankungen und Lungeninfektionen sind wahrscheinlich deshalb erhöht, da Krankheitserreger durch die reduzierte Säureproduktion nicht mehr abgetötet werden und ungehindert in den Darm gelangen können.

Wenn die medikamentöse Therapie unverträglich ist, wird in der Regel eine Operation empfohlen. Auch die Aussicht, jahrzehntelang Medikamente einnehmen zu müssen, ist nicht jedermanns Geschmack. Wenn die Gabe von Medikamenten nicht hilft, dann hilft die Operation in der Regel leider auch nicht.

Falls ein sogenannter Thoraxmagen vorliegt, also der Magen gewissermaßen umgestülpt im Brustkorb liegt, hilft in der Regel nur die Operation. Einige Patienten leiden auch durch den Zwerchfellbruch unter einer dauernden Blutarmut, da es bei jedem Atemzug zum Hin- und Herreiben des Magens über die Zwerfellkante und damit zu geringen aber dauerhaften Blutverlusten kommen kann.

Operative Therapie der Refluxkrankheit

Die operative Therapie bei der Refluxkrankheit besteht in der Rekonstruktion des unteren Schließmuskels der Speiseröhre und in der Einengung eines bestehenden Zwerchfellbruchs. Hierzu wird zunächst der untere Teil der Speiseröhre von umliegenden Verklebungen befreit und durch die Zwerchfelllücke, also die Durchtrittsstelle der Speiseröhre durch das Zwerchfell, in den Bauchraum verlagert. Die Zwerchfelllücke wird durch Nähte eingeengt (med. Hiatoplastik). Im Anschluss wird die obere Kuppe des Magens um den unteren Anteil der Speiseröhre herumgeschlungen. Es wird so eine Manschette gebildet, die den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre reduziert. Dieses Verfahren heißt medizinisch Fundoplicatio.

Die Operation wird heutzutage minimal-invasiv, also als sogenannte Schlüssellochchirurgie, durchgeführt. Hierbei werden unter Vollnarkose über drei bis vier kleine Hautschnitte eine Kamera und mehrere Arbeitsinstrumente in die Bauchhöhle eingebracht, mit denen dann die o.g. Operation durchgeführt wird. Der Vorteil des minimal-invasiven Operationsverfahrens ist enorm und liegt in der deutlich besseren und schnelleren Erholung von der Operation. Durch die kleinen Schnitte sind Wundkomplikationen wie Nachblutungen und Infektion praktisch ausgeschlossen und letztendlich ist auch das kosmetische Ergebnis sehr viel ansprechender. Das operative Risiko ist gering.

Nach der Operation

Aufgrund des schonenden Operationsverfahrens ist heute nur noch ein kurzer stationärer Krankenhausaufenthalt von etwa fünf Tagen notwendig. Natürlich können auch nach einer solchen Operation Probleme auftreten, diese sind aber inzwischen selten geworden. Manchmal tritt nach der Operation ein so genanntes Gas-Bloating-Syndrom oder eine so genannte Dysphagie auf. Die Dysphagie beschreibt die reduzierte Fähigkeit, Nahrung herunter zu schlucken und das Gas-Bloating-Syndrom die reduzierte Fähigkeit, verschluckte Luft aus dem Magen wieder aufzustoßen („rülpsen“). Sowohl das Gas-Bloating-Syndrom als auch die Dysphagie sind meist auf eine postoperative Verschwellung der Manschette zurückzuführen und bilden sich in den allermeisten Fällen von selbst ohne weitere Therapie innerhalb kurzer Zeit zurück. Der Hautfaden ist in den meisten Fällen resorbierbar und muss nicht gezogen werden.

Von ganz entscheidener Bedeutung ist aber, dass sich die Lebensqualität der Betroffenen nach der Operation deutlich bessert und über 90% der Patienten, wenn sie nochmals vor der Entscheidung für eine Operation stünden, sich wieder operieren lassen würden.

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